„Rebellische Literaten in Württemberg“
Stimmungsvoller literarischer Sommerabend im Garten der Villa Gruoner.
Im wunderschönen und sehr gut besuchten Gartenhof der Villa Gruoner unternahm Elke Stiller am vergangenen Sonntag einen Streifzug durch eine weithin unbekannte Seite württembergischer Dichtung: Die der kämpferischen und aufmüpfigen Schriftsteller und Redakteure. Es gab nämlich in unserem Ländle nicht wenige Literaten, die sich mit ihren Schriften vehement für Freiheitsrechte und Selbstbestimmungsrechte einsetzten und die oftmals deswegen inhaftiert wurden oder ins Ausland flüchten mussten.
Schon Christian Daniel Schubart und Friedrich Schiller hatten scharfe Angriffe auf den prunksüchtigen Herzog Carl Eugen veröffentlicht, in denen sie den Verkauf von Landeskindern an kriegsführende Mächte anprangerten, mit denen der Herzog seinen Luxus finanzierte. Dorothea Schlink und Helmut Waltl spielten eindrucksvoll eine entsprechende Szene aus Schillers „Kabale und Liebe“ und Inge Hager las aus dem anrührenden „Kaplied“ von Schubart.
Seit Beginn der 40er Jahre im 19. Jahrhundert machte dann der Stuttgarter Dichter Georg Herwegh Furore mit seinen leidenschaftlichen und mitreißenden Kampfgedichten. Bekannt wurde später sein „Bundeslied“, vorgetragen von Peter Hamann, das später zum Gewerkschaftslied schlechthin wurde und aus dem die Zeilen stammen: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ In Stuttgart erinnert eine Straße an ihn.
Völlig in Vergessenheit geriet der Heilbronner Gärtnerssohn Ludwig Pfau, obwohl der erste Präsident der Bundesrepublik Theodor Heuss sich für sein Andenken einsetzte. Pfau gab das allererste Satiremagazin in deutscher Sprache heraus, den „Eulenspiegel“; über sich selbst schrieb er:
„Ich bin ein Kind des Volkes
Und das will ich bleiben
Und die vornehmen Canaillen
Will ich zwirbeln wo ich kann.“
Beispiele dafür, wie er die vornehmen Fürsten und Honoratioren „zwirbelte“, gaben Inge Hager, Helmut Waltl und Peter Hamann zum Besten. Auch Ludwig Pfau, der sich in der 48er Revolution persönlich mit Wort und Tat engagiert hatte, musste in die Schweiz fliehen und konnte erst 1862 in die Heimat zurückkehren. Seine Texte gegen den Krieg, gelesen von Dorothea Schlink, und für Völkerverständigung sind noch heute aktuell.
In ihrem Schlusswort merkte Elke Stiller an, dass alle diese Dichter, die Wegbereiter waren für die Selbstbestimmung des Volkes und einer Freiheit, die wir Heutigen genießen können, nicht in Vergessenheit geraten sollten.
Ein großer Dank für diesen sehr schönen Abend geht an alle Akteure und an Manfred Schwarzmaier, der die Technik besorgte sowie an Inge Hager, die den Abend für den Heimatverein organisierte. Ganz besonders bedanken möchten wir uns bei Frau Schmid, die uns diesen stimmungsvollen Abend in ihrem wunderschönen Garten ermöglicht hat.