Steinbrecher in Winterbach

Aus einer Zeit, in der die in Winterbach vorkommenden Rohstoffe noch im Ort abgebaut wurden, stehen an zwei Stellen drei solche Maschinen oder wesentliche Teile davon. Bis vor wenigen Monaten stand am Sandweg auf dem Engelberg noch eine weitere.

Der Verwendungszweck dieser Maschinen ist in der Einwohnerschaft meistens nicht mehr bekannt. Es handelt sich um Steinbrecher, auch Brecher oder Vorbrecher genannt. Mit diesen Maschinen hat man „stückiges Aufgabematerial“, also Steine mit einem Durchmesser bis zu ca. 20 cm, zu kleineren Korngrößen für Kies, Splitt und Schotter (2 – 20 mm Korngröße) gebrochen. Bei einer weiteren Verarbeitung/Verkleinerung zu Sand (0,063 mm – 2 mm Korngröße) setzte man auf dem Engelberg eine Sandmühle ein. Diese ist nicht mehr erhalten. Im Tal, beim dort anstehenden Flusssand, waren solche Sandmühlen natürlich nicht erforderlich.

Zurück zu den Brechern: Diese stammen von der Firma Kleemann aus Obertürkheim, die aus einer 1857 gegründeten Feilenhauerei hervorging. Um die 1920er Jahre begann man mit ersten Aktivitäten in der Gesteinsaufbereitung. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Aufbereitungsanlagen für die Steinindustrie ein Hauptprodukt des Unternehmens. Die Firma Kleemann hat ihren Sitz heute in Göppingen, ist eine der renommiertesten Firmen im Steinbrecherbau und gehört seit wenigen Jahren zum John-Deere-Konzern.

Die Brecher arbeiteten nach dem folgenden Prinzip:

Das Aufgabegut gelangt durch einen Trichter in die Brechkammer. Die Zerkleinerung erfolgt in dem keilförmigen Schacht zwischen einer festen und der von einer Exzenterwelle bewegten Brechbacke. Durch den elliptischen Bewegungsablauf wird das Aufgabegut zerdrückt und nach unten befördert. Sobald das Material feiner ist als der eingestellte Mindestabstand zwischen den Brechbacken, fällt es in einen Auffangbehälter.

Stein- und Sandbruch Engelberg

Die Winterbacher Steinbrecher stammen wie gesagt aus einer Zeit, in der die hier vorkommenden Rohstoffe Sandstein, Kies und Sand noch in der Gemeinde abgebaut worden sind. Sie fanden im Steinbruch von Adolf Schmid am Sandweg auf dem Engelberg, in dem Quarzsand abgebaut bzw. aufbereitet wurde und im Kieswerk Uetz östlich des Hochwasserdamms an der Rems, in dem man Flusssand und Kies förderte, zur Verkleinerung von größeren Steinen Verwendung. Möglicherweise wurden Steinbrecher auch im Steinbruch der Brüder Ernst und Gottlob Schanbacher am Sandweg eingesetzt. Im Steinbruch Reiser (heute Siedlung im Steinbruch auf dem Engelberg) wurde sehr harter Quarzitsandstein abgebaut, der vorwiegend für Pflastersteine verwendet wurde. Dort brauchte man Steinbrecher wohl eher nicht. Heutzutage werden mobile Brecher auch beim Bauschutt-Recycling, so auf dem Betriebshof der Firma Uetz im Gewerbegebiet, eingesetzt.

Im Steinbruch von Adolf Schmid am Sandweg stand Sandstein in zwei Arten an, der, soweit er nicht als reiner Sand anstand, in der Sandmühle hergestellt wurde. Den feinen, weißen Quarzsand verwendeten die Maurer, während die Gipser den grobkörnigen braunen Sand verwendeten, so berichtet uns Gerhard Schmid, der Sohn des ehemaligen Steinbruchbetreibers Adolf Schmid. Er hat uns auch berichtet, dass die Steinmühle von einer Firma aus Grunbach gebaut wurde und ähnlich wie eine Obstmühle funktionierte.

Von Stephan Uetz wissen wir, dass je nach Verwendungszweck (Mörtel, Beton, Estrich, Putz usw.) unterschiedliche Sande bzw. Sandgemische Verwendung fanden und finden.

Sandwerk Hößlinswart

In Hößlinswart betreibt Dieter Beck noch das „Sandwerk Hösslinswart“ bzw. bereitet das abgebaute Material, soweit notwendig, mit einer Sandmühle, einer so genannten Prallmühle der Firma Hazemag, früher Münster, heute Dülmen, auf. Es werden noch täglich bis zu 100 Tonnen Quarzsand produziert. Ein Brecher ist für das anstehende nicht so feste Material nicht erforderlich, es wird mit der Baggerschaufel zerkleinert. Dieter Beck hat uns erklärt, dass der Sand früher von den Maurern und Gipsern verwendet wurde, während der Sand heute in der chemischen und der Glasindustrie Verwendung findet.

Gerhard Schmid hat uns noch von folgender Begebenheit erzählt, die er und seine Schwester Marianne (verheiratete Rapp), die dem Vater bei der Sandaufbereitung helfen mussten, beobachtet haben:

Samstags wurde Ministerpräsident Reinhold Maier, der in Schorndorf wohnte, von seinem Fahrer immer auf den Engelberg gefahren. Von dort ist er dann nach Manolzweiler, vielleicht in den „Hirsch“, gewandert. Am Sandbruch hat er immer angehalten, mit Adolf Schmid ein Schwätzle gehalten, ein Glas Most getrunken und ist dann weitergegangen. Auf dem Rückweg hat er nochmals kurz angehalten, bevor er nach Schorndorf heimgefahren wurde. Begleitschutz gab es damals nicht.

Jürgen Rieger





Kleine Wortspielerei vom „Sand

Der Sandmann bekam von einem Berater erzählt, er könne Geld machen wie Sand am Meer. Er ging das Projekt an, aber offenbar hatte ihm sein Berater Sand in die Augen gestreut. Von Anfang an war Sand im Getriebe und es bestand die Gefahr, dass er das Projekt auf Sand gebaut hat und es in den Sand setzt. Sein Geld rann ihm wie Sand durch die Finger und das Projekt verlief im Sand. Da half es auch nicht mehr, dass er, als die Sanduhr abgelaufen war, den Kopf in den Sand steckte. Was blieb, waren ein paar Spuren im Sand.