Das „Flaigerle“ – ein fast vergessenes Spielgerät

Das Material, das man brauchte, um ein „Flaigerle“ herzustellen, waren längs halbierte Legschindeln aus Holz. Diese brauchte man eigentlich dafür, um „einfach“ mit Biberschwanzziegeln gedeckte Dächer (andere Form ist „doppelt gedeckt“) dicht zu bekommen. Das heißt, die Legschindel wurden immer unter die Stoßfuge zwischen zwei Ziegel gelegt. Die Herstellung der Schindeln war eine Winterarbeit für manchen Bauer, Holzfäller und auch Maurer.

Vor einiger Zeit wurde das „Schindelmachen“ im Museumsgarten vorgeführt.

Dabei hat der Schindelmacher Walter Hofmann aus Weiler zum Stein gezeigt, wie man aus Schindeln ein „Flaigerle“ zusammensteckt. Diese „Flaigerle“ konnten die Kinder dann im Museumsgarten fliegen lassen. Sie erinnern, wenn sie fliegen, ein bisschen an die Rotorblätter des Hubschraubers oder eine „Fliegende Untertasse“. Ein vergleichbares Gerät ist vielleicht die Frisbee-Scheibe, nur dass es beim „Flaigerle“ keinen Fänger gibt, das wäre zu gefährlich.

Die letzten einfach gedeckten Dächer hatte man bis Anfang der 1950er Jahre. Danach deckte man die Dächer doppelt mit Biberschwanzziegeln oder mit Falzziegeln. In beiden Fällen brauchte man keine Legschindeln. Heutzutage gibt es in unserer Gegend allenfalls noch ein paar wenige alte Scheuern oder Hütten, die einfach gedeckt sind. Beim Totengräber-Häuschen und dem benachbarten Schuppen auf dem Friedhof wurde die Einfachdeckung mit Biberschwanzziegeln zu Demonstrationszwecken noch beibehalten. Es wird auch immer schwerer, gute Holzschindeln zu erhalten, hier befinden sich Kunststoffschindeln auf dem Vormarsch.

Text und Bilder Jürgen Rieger

Jedenfalls kann man sagen: Keine Schindeln – keine „Flaigerle“. Und so gerät ein altes Spielgerät für immer in Vergessenheit.