„Kneisle“ oder „Riebele“,

so sagt man in Winterbach und wohl darüber hinaus zum Anschnitt oder Endstück eines Brotlaibes. Aber auch „Rempfdle“ oder der eher norddeutsche Begriff „Kanten“ sind nicht unbekannt. Jedenfalls haben Sprachforscher im deutschen Sprachraum insgesamt 217 verschiedene Namen für den Anschnitt oder eben das Endstück eines Brotlaibes gefunden.

Das Wort „Kneisle“ geht möglicherweise auf das mittelniederdeutsche Wort „Knüst“ zurück, welches „knotiger Auswuchs“ oder „Knorren“ bedeutet. Auch an die Worte „Knuspern“ und „Knäuschen“ aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ erinnert das „Kneisle“. Der Kn-Anlaut ist in der deutschen Sprache bezeichnend für eine rundliche Form (z. B. Knie) kann aber auch einen Auswuchs am Baumstamm bezeichnen.

Interessant ist die verschiedentlich gehörte Deutung, wonach das „Kneisle“ das Anfangsstück des Brotes sei, das knusprig ist und das jeder haben will. Das „Riebele“ dagegen sei das vertrocknete Endstück. Nur aus Letzterem mache man eine Brotsuppe, die „Riebelessuppe“. Diese ist nicht zu verwechseln mit jener Riebelesuppe, die mit Teigwaren (Riebele) gemacht wird. Das Wort „riebeln“ kommt von reiben.

Wenn im Backhaus zwei Teiglaibe beim Einschießen aneinander anstoßen und dann zusammenbacken, dann haben die beiden gebackenen Brote je einen, bei den Backfrauen nicht gerne gesehenen, „A’schuss“. Lydia Stilz aus Schnait schreibt in ihrem Buch „Am Abend gab es Brotsupp“: „Den Kindern waren diese weichen Flanken zwar nicht unlieb, denn es ließ sich dort warmes, neugebackenes Brot „rausgrobla“, ohne die Rinde aufzuschneiden.

Doch die Erwachsenen wussten, dass an diesen ungeschützten Stellen eines Laibs schon früh der Schimmel ansetzt.“ Dazu muss man wissen, dass man früher nur alle 10 – 14 Tage gebacken hat und das Brot auf einer „Brothange“ im Keller gelagert wurde. Eine Tiefkühltruhe gab es noch nicht.

Und zum „Kneisle“ noch eine kleine Begebenheit: Ein Großheppacher Bub wollte seiner Mutter, die gern das „Kneisle“ aß, zum Geburtstag eine besondere Freude machen. Er schnitt ganz um den runden Brotlaib herum ein großes rundes „Kneisle“ in Kranzform ab und schenkte dieses seiner Mutter.

Jürgen Rieger