Von Maultaschen und „Herrgottsbscheißerle“
Es soll im Mittelalter und in Maulbronn gewesen sein, als der Mönch Jakob in der Karwoche auf dem Weg vom Dorf ins Kloster ein, wahrscheinlich von einem Dieb, weggeschmissenes Stück Fleisch gefunden hat. Manche sagen auch, er hätte es beim Reisig sammeln gefunden. Die Zeiten waren auch im Kloster schlecht und so nahm er es halt nach dem Motto „No nix verkomme lasse“ mit. Aber es war Fastenzeit und das Essen von Fleisch nicht erlaubt.
So schnitt er das Fleisch ganz klein, mischte es mit vielen grünen Kräutern, Zwiebeln und altem Brot, versteckte es in einer Teigtasche und bereitete daraus ein nahrhaftes Essen. Das nahrhafte Essen vom Gründonnerstag sprach sich im Dorf herum und die Hausfrauen kochten die Maultaschen nach. Was die Mönche aßen, konnte ja für die gemeinen Leute nicht falsch sein. Angeblich entstand der Begriff Maultaschen aus „Maulbronner Nudeltaschen“. Und mit der Zeit wurden so aus den Maultaschen im Volksmund die „Herrgottsbscheißerle“.
Jetzt gibt es zwar den Einwand, dass es gefüllte Teigtaschen schon viel früher in Italien, China oder sonst wo gegeben habe, aber, das waren halt keine Maultaschen.
Es gab aber auch andere „Herrgottsbscheißerle“. So hat Papst Gregor I im Jahr 590 nicht Fleisch allgemein, sondern nur den Verzehr warmblütiger Tiere verboten. Also waren Fische erlaubt. Das ging sogar so weit, dass beim Konstanzer Konzil Otter und Biber als „haarige Fische“ gereicht wurden, da sich diese ja von Fisch ernähren und im Wasser leben.
Auch das „Starkbier“, das zur Fastenzeit gebraut wurde und auf dem Münchner Nockherberg noch heute gereicht wird, ist so eine nahrhafte „Fastenzeitspezialität“. Bier wird ja aus Getreide gebraut und das ist nicht verboten. Diese Argumentation war aber einigen Mönchen nicht geheuer und so hat man ein Fässchen Starkbier zur Probe zum Papst geschickt. Bis es in Rom allerdings angekommen war, war es nicht mehr genießbar und der Papst hat salomonisch gemeint „Flüssiges bricht das Fasten nicht“. Jürgen Rieger