„Brot und Wein“ in Winterbach
Ortsgeschichtlicher Rundgang zur Gartenschau
Nach ein paar allgemeinen Ausführungen zum Thema haben wir uns am vergangenen Samstag auf den Weg gemacht, um zu erkunden, wo und wie Brot und Wein in Winterbach gemacht wurden bzw. heute noch gemacht werden. Zunächst richteten wir den Blick nach Norden zu den Gewannen „Hofäcker“ und „Bernhardsäcker“, in denen früher und teilweise auch heute noch Getreide angepflanzt wurde bzw. wird. Dahinter liegt ein Obstbaumgürtel. Es sind dies mit die ältesten Weinlagen von Winterbach. Teile des Altenberges sind auch heute wieder mit Reben bepflanzt. Noch älter dürften die Lagen „Rufen“ mit der „Heißen Klinge“ (Richtung Hebsack) und „Pfaffenbronn“ (um das Informationszentrum Streuobst) sein. Wiederum nördlich davon liegen die spätmittelalterlichen Weinlagen „Hungerberg“ und „Wanne“, die heute wieder mit Reben bestockt sind. Anschließend ein paar Zahlen zur Fläche des Winterbacher Weinbaus: 1648: ca. 284 ha, 1750: 189 ha, 1851: 125 ha (Winterbach war zweitgrößte Weinbaugemeinde im Oberamt), 1909: 68 ha, 2019 nur ca. 6 – 7 ha.
Weiter ging es zur Kelter, wo auf weitere Verarbeitungsbetriebe eingegangen wurde: Zunächst wurde das Korn in der „Dreschere“ (Dreschmaschine) von Christian Bareiß direkt westlich neben der Kelter gedroschen. Alte Fotos vom damaligen Geschehen machten deutlich, wie schwer und schmutzig die Arbeit war. Dann wurde das Korn das Jahr über sackweise, je nach Bedarf, zum Mahlen in die Remsmühle gebracht. Auch von der damaligen Situation an der Remsmühle mit dem Mühlkanal zeugten alte Fotos. Die Standorte und die Funktionsweise der Keltern konnte im großen Keltersaal eindrücklich erläutert werden. Auf dem weiteren Weg wurde dann auf die Hauspressen und Traubenmühlen der Firma Hagmann kurz eingegangen, die direkt gegenüber der Kelter ihre letzte Produktionsstätte hatte.
Die nächste Station war das historische Backhaus in der Hauptstraße, zu dem einige Erläuterungen gegeben wurden. Vorwiegend aus Weizenmehl wurden früher und auch heute noch Brot, Hefezopf, Salz- und Zwiebel- oder Apfelkuchen gebacken.
Bei der Bäckerei Stritzelberger und dem gegenüberliegenden Weingut Ellwanger in der Bachstraß, wurde auf die geschichtliche Entwicklung beider Betriebe eingegangen und danach ging es weiter zur Michaelskirche.
Dort hörten wir einiges zu Brot und Wein in der Bibel und durften in der Sakristei den Schlussstein mit dem Patron der Weingärtner, dem heiligen Urban mit der Traube in der Hand, ansehen. Die extra für uns aufgestellten Heiligen Gefäße, wie z. B. der alte Abendmahlskelch, die Hostiendose, eine Abendmahlsweinkanne und weitere Gefäße waren sehr beeindruckend für uns. Wir bedanken uns bei der Kirchengemeinde und Frau Heinrich sehr herzlich dafür, dass dieser Besuch in der Sakristei möglich war.
Im Dorf- und Heimatmuseum wurde dann noch auf das Dreschen mit Dreschflegeln und die Hausdreschmaschine und auf das kleine, aber sehr komplette Weinbaumuseum eingegangen.
Der ganze Rundgang war gespickt mit Geschichten, Gedichten und Erklärungen von Besonderheiten. Ein Gedicht von Ludwig Uhland möchten wir nicht vorenthalten:
Wein und Brot
Solche Düfte sind mein Leben,
die verscheuchen all mein Leid:
Blühen auf dem Berg die Reben,
blüht im Tale das Getreid`.
Donnern werden bald die Tennen,
bald die Mühlen rauschend gehen,
und wenn die sich müde rennen,
werden sich die Keltern drehn.
Gute Wirtin vieler Zecher,
so gefällt mir`s, flink und frisch;
kommst du mit dem Wein im Becher,
liegt das Brot schon auf dem Tisch.
Auch wurde ein kleiner Erntewangen mitgeführt, auf dem sich eine Korngarbe, ein stilisierter Rebstock, eine „Zoinde“ und ein Weinfässchen befanden. An jeder Station wurden unterwegs die passenden Produkte wie Weizenkörner, Mehl, Brot, Wein, eine Bibel usw. von Sophia Kemmer in den Wagen eingeladen.
Bei einem Gläsle Winterbacher Rosé und etwas zum Knabbern fand dieser Ortsgeschichtliche Rundgang mit einem höchst interessierten Publikum in der Scheuer des Dorf- und Heimatmuseums seinen Abschluss.
Wilhelm Althaus und Jürgen Rieger