Wo man früher in Winterbach Schlitten gefahren ist!

Edelgard Schneider erzählt: Ja, Schlittenfahren war eine Wonne. Wir hatten verschiedene Bahnen: Mein Elternhaus war ja in der Westergasse und da war naheliegend im Weiher – von ganz oben bis etwa zum Hessenbruch runter zu fahren, oder im Büklinsweiler auf der „Todesbahn“, die war sehr steil. Das waren Wiesen, etwa dort wo jetzt Siegfried Hutt, unterhalb von Erich Hinderer, wohnt, oder gegenüberliegend wo Horst Heiland wohnt, dort gab es so tolle Schanzen (Anm.: Möglicherweise waren dies die alten Wengertmäuerle).

Die allerbeste Bahn war, mit zwei oder drei Schlitten zu Fuß hoch auf den Engelberg bis zum Kurhaus. Dort wurden die Schlitten zusammengebunden und wir ca. 6 – 9 Kinder fuhren auf der Engelberger Straße runter bis auf den Marktplatz von Winterbach.

Es kamen ja keine Autos und die Straßen waren gut verschneit. Schwierig wurde es nur, wenn der Bahnübergang in der Engelberger Straße wegen einem durchfahrenden Zug geschlossen war. Dann musste mein Bruder, der mit seinen Schlittschuhen immer vorne am 1. Schlitten der Lenker war, auf Höhe von dem Haus Larché einen Schlenker drehen und dadurch wurden die Schlitten ganz schnell gestoppt. Manchmal hat es uns dann vom Schlitten geworfen, jedoch kann ich mir nicht denken, dass sich jemand verletzt hätte, im Gegenteil es hat viel Spaß gemacht. Müde, durchgefroren und mit großem Hunger kamen wir wieder zuhause an. So war es damals.

Renate Althaus erzählt: Mein Elternhaus stand an der Bachstraße (heute Fahrrad Ricker). Als wir kleiner waren, so etwa 6 und 7 Jahre, fuhren wir auf dem Gänswäsele Schlitten. Heute ist dort der Recyclingplatz. Das war ein kleiner Hügel zur Remsstraße hin. Auf der Hinterseite des Hügels gings etwa 4 Meter runter zum Mühlbach. Diese Abfahrt musste natürlich auch ausprobiert werden. Prompt landete ich im Bach. Zum Glück hatte der Bach nicht viel Wasser.

Interessant war es auch im Weiher. Etwa ab dem Wassertretbecken gings dann ziemlich flott den Weg runter bis zu Hessenbruchs Haus.

Ganze Nachmittage fuhren wir auch auf der Bockswiese und im Bücklinsweiler. Kurz vor der Dämmerung gings dann durchgefroren und hungrig heim. Da musste ich des Öfteren (unter Gejammer und Geheul) aufgetaut werden. Am nächsten Tag gings dann trotzdem wieder zum Schlittenfahren. Es war doch so schön. Im Muggedle waren mehrere kleinere Bahnen. Spaß machte es auch auf Gönnenweins Wiese (Raingärten).

Bilder: Sammlung Paul Schnabel

Eine weitere Abfahrt war das Pflaster ab den drei Pappeln. Mit Schlittschuhlenker gings dann rasant am Blossa Doede seim Haus vorbei bis runter zu den Bahnschranken (schauen ob offen), die Brunnengasse hinunter bis zum Marktplatz. Viele fuhren auch vom Kurhaus aus los.

Die Schlichtener Straße, entweder vom alten Sportplatz oder Schützenhaus (eine längere Strecke) oder aber von der Linde aus war auch eine gute Abfahrt; natürlich mit Schlittschuhlenker und vier oder fünf zusammengebundenen Schlitten. Da kam man dann beim Hosse Haus zu stehen. Allerdings landeten wir dann manchmal auch im Graben.

Unterhalb von Manolzweiler in den Reutwiesen konnte man Ski fahren. Gut in Erinnerung ist mir noch, als der Sohn von Bürgermeister Max Scheiger den Hang runterwedelte und noch seine besonderen Einlagen zeigte, z. B. die auf einem Bein. Das war schon toll. Daneben befand sich auch eine Schlittenbahn.

Als Erwachsene fuhren wir dann auf dem Goldboden. Mit dem Auto gings rauf. Im Kofferraum Schlitten, Fackeln, Glühwein, Peitschenstecken und Brezeln.

Manchmal zogen wir unsere Schlitten nach oben und fuhren vom Goldboden aus den Drei-Buchenweg runter. Bei Nacht war das manchmal ganz schön gefährlich. Ohne Taschenlampen (dafür im Mondschein), denn so ziemlich am Ende der Strecke war eine Schranke (rot, weiß, rot, weiß, rot). Bei Nacht und Schnee nicht gleich zu sehen. Mein Vorder-Schlittenfahrer konnte tatsächlich in letzter Sekunde noch den Kopf einziehen und die anderen warnen. Alle kamen zum Glück heil an.

Wir hatten oft weite Strecken zu laufen; wir waren noch jung und niemand machte das was aus, es war einfach so. Schön wars.

Und sicher gab es auch noch einige andere Bahnen, insbesondere auf abschüssigen Wegen im Ort und sind sie auch noch so kurz gewesen. Heutzutage sieht man Schlittenfahrer noch auf dem Goldboden und am östlichen Rand der Bebauung im Sterrenberg – wenn’s Schnee hat. Jürgen Rieger