Vom Koffer…
Das Thema „Reisen“ ist ja zurzeit ein vielbesprochenes, und deshalb wollen wir uns der Geschichte des Reiseutensils schlechthin, dem Koffer zuwenden.
Das Wort Koffer komm vom französischen „coffre“, das wiederum zurückgeht auf das lateinische Wort „cophinus“ und Weidekorb bedeutet. Die häufigste Verwendung und Form ist die des Reisekoffers, der kurz „Koffer“ genannt wird. Vorgänger des Koffers sind Reisetruhen und Reisekisten aus Holz sowie Reisekörbe aus Weiden. Alle sind mit ein oder zwei Tragegriffen versehen.
Bereits Karl der Große ließ auf seinen Reisen von einer zur anderen kaiserlichen Pfalz wichtige Utensilien und Urkunden in großen Truhen transportieren. Später versah man die Reisetruhen mit abgerundeten Deckeln, so konnte das Regenwasser besser abfließen. Während die Reisenden in der Postkutsche überdacht fuhren, musste das Gepäck außen am Wagen auch schlechtem Wetter standhalten.
Das Aufkommen der Eisenbahn hatte Auswirkungen auf die Kofferform, es waren nämlich für den Gepäckwagen der Dampfzüge nur gerade Formen erwünscht, die ließen sich besser stapeln. Zu dieser Zeit fanden an größeren Bahnhöfen die Kofferträger ihr Auskommen.
Durch die neuen Reisemöglichkeiten mit der Bahn entstand ein neuer Markt. Überall in Deutschland eröffneten Kofferfabriken. Die in hiesiger Gegend nächstgelegene dürfte die Kofferfabrik Auwärter & Bubeck in Waiblingen gewesen sein. Auch in Schwäbisch Gmünd gab es eine Kofferfabrik.
Die ersten Globetrotter, aber auch noch Reisende in den Zeiten des „Wirtschaftswunders“ nach dem zweiten Weltkrieg haben sich gerne Kofferaufkleber von Reisezielen oder Urlaubshotels als Souvenir auf ihren Koffer geklebt.
Nun ist nicht davon auszugehen, dass im bäuerlich strukturierten Winterbach der Vorkriegszeit viele Reisekoffer existierten. Wohl aber gab es Truhen in Form der Reisetruhen, und rechteckige Weidenkörbe mit Deckel, in denen auch Wäsche aufbewahrt wurde. Auch die Auswanderer haben ihre Habseligkeiten in Truhen mitgenommen oder die Soldaten hatten manchmal kofferförmige Kisten.
Im Dorf- und Heimatmuseum findet sich eine recht ansehnliche Anzahl von verschiedensten Koffern, aber auch von Truhen und Körben, die vielleicht auch einmal für eine Reise benutzt wurden, dazu auch einige Holzkoffer von Soldaten und einfache Truhen von Flüchtlingen und Vertriebenen.
Jürgen Rieger