Fundstücke aus der Winterbacher Geschichte (2)
Der Hornist der Feuerwehr
„Feurio!“, mit diesem Warnruf hat der Nachtwächter auf dem Dorf den Ausbruch eines Brandes gemeldet und ist zum Kirchturm gerannt, um die Feuerglocke zu läuten. In der Landesfeuerlöschordnung von 1885 ist dann erstmals von Hornsignalen bei Feueralarm die Rede. Das „Feuerhorn“ hatte als Brandmeldeinstrument Einzug gehalten.
Auch die „Brandtrommel“ diente in dieser Zeit manchmal zur Alarmierung.
Wann dann in Winterbach erstmals mit einer Sirene Feueralarm ausgelöst wurde, ist nicht bekannt. Möglicherweise war dies erst nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall. Später gab es elektrische Alarmklingeln und UKW-Melder. Danach gibt es digitale Taschenempfänger. Der drahtlose „stille Alarm“ hat zugleich den Nebeneffekt, störende Zuschauer vom Einsatzort fernzuhalten.
Neben den oben aufgeführten Alarmierungsinstrumenten Feuerglocke, Feuerhorn und Brandtrommel gab es auch Signalinstrumente. In einem Buch über das Feuerlöschwesen aus dem Jahr 1910 ist zu lesen, dass bei Lärm und großen Entfernungen die menschliche Stimme zur Kommandoübermittlung nicht ausreicht und deshalb Signalinstrumente zur Befehlsweitergabe eingesetzt werden müssen. Folgende drei Arten wurden verwendet:
- Die Signalpfeife mit einem hohen und einem tiefen Ton. Insbesondere der Zugführer benutzte diese. Daneben wurde manchmal die Trillerpfeife zum Geben eines Notsignals verwendet.
- Die Hupe mit zwei Tönen.
- Das Signalhorn. Während der Brandbekämpfung hatte der Hornist die Anweisungen des Kommandanten durch festgelegte Signale unüberhörbar und rasch weiterzugeben.
Es wird somit ersichtlich, dass das Horn zwei Funktionen hatte, nämlich zu alarmieren und Befehle weiterzugeben. Manchmal ist auch von Trommeln zur Befehlsweitergabe die Rede. Bürgermeister i. R. Erich Hinderer nennt in den Gemeinde-Inventaren von 1811 und 1846 für die Feuerwehr u. a. Hörner, Hupen und Trommeln.
In Winterbach wurden die Feuerwehrleute, wie auch andernorts, nach alter Tradition noch bis nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ½ Stunde vor der Feuerwehrübung durch den Hornisten mit einem Signal zusammengerufen. An mehreren Stellen im Ort blies der Hornist vor der Übung sein Hornsignal. So hat es uns Helmut Göltz erzählt. Er kannte noch die Hornisten Gotthilf Schöffler, Wilhelm Fischer und Michael Nonnenmann. Letzterer war Gärtner im Pflegeheim.
Aus der ursprünglichen Aufgabe der Hornisten, Pfeifer und Trommler sind im Laufe der Zeit mancherorts Musikzüge der Feuerwehren entstanden. Auch für Winterbach wird nach der Feuerwehrchronik in den Jahren 1922 von einer Feuerwehrkapelle, bestehend aus Mitgliedern des Musikvereins, sowie 1928 und 1931 von einem Musikzug berichtet. 1931 ist die Rede von der Anschaffung von Pfeifen, möglicherweise für den Musikzug, vielleicht aber auch für die Wehr.
Wir sehen also, es gab auch schon früher ganz enge Verbindungen von Feuerwehr und Musikverein. Und vielleicht ist es ja beim Käsfest möglich, dass ein Hornist des Musikvereins das eine oder andere Signal bläst.
Für Informationen zu diesem Thema danken wir Herrn Bürgermeister i. R. Erich Hinderer, Alt-Feuerwehrmann Helmut Göltz und Harald Pflüger vom Feuerwehrmuseum in Winnenden sehr herzlich.
Jürgen Rieger