Engelberger Apfelsaft

Vor einigen Wochen erhielten wir von Familie Dr. Georg Friedrich Kempter Druckstöcke für Etiketten von „Engelberger Apfelsaft“ und einem „Apfel-Quittengetränk“. Klaus Laue vom Engelberg hat uns diese Druckstöcke überbracht und dazu auch ausgedruckte Etiketten. Als Hersteller wird aufgeführt: „Schlossgut Engelberg – Württemberg – bei Schorndorf – über dem Remstal“. Auf dem Etikett tragen zwei Engel eine Schale mit Äpfeln.

Vielen Dank für die Druckstöcke und die Etikettendrucke, wir werden diese im Kulturarchiv des Heimatvereins einreihen.

Nachfolgend noch einige Informationen zur Apfelsaftproduktion auf dem Engelberg: Dr. Friedrich Kempter, damaliger Eigentümer des Schlossguts, hatte im Jahr 1940 die Leitung des Guts selbst übernommen, nachdem der bisherige Verwalter zum Kriegsdienst einzogen worden war. Wir zitieren aus der Biographie über Dr. Friedrich Kempter, die seine Frau Margarete Kempter-Behr verfasst hat: „Für den reichlichen Ertrag der vielen Apfelbäume hatte er eine Früchte-Verwertung eingerichtet. Der „Engelberger Apfelsaft“ war bald weithin beliebt und galt als besonders wertvoll. Der Birnensaft wurde sogar prämiert. Auch schwarze und rote Johannisbeeren verarbeitete man, nachdem ein Stück Land mit Beerensträuchern angepflanzt worden war. Als ‚Süßmoster‘ fühlte sich Dr. Kempter besonders in seinem Element. Die Süßmosterei erzeugte in der Hauptsaison einige 1.000 Liter Apfelsaft pro Tag. In den hohen, gewölbten Schlosskellern standen die gefüllten Ballons und mit in Kisten wohlverpackten Flaschen wurden die begehrten Säfte nach vielen Richtungen hin versandt. Später kam Quittensaft hinzu.“

An anderer Stelle steht über die Zeit nach dem Krieg: „Der ‚Demeter-Apfelsaft‘ war höchst geschätzt und begehrt, und so erweiterte Friedrich Kempter die Früchte-Verwertung durch eine leistungsfähigere Presse und Zubehör. 1945-1946 wurde unter der Leitung von Paul Schmid (Gutsverwalter) 27.000 Liter Apfelsaft erzeugt, im nächsten Jahr 75.000 Liter. Es kam Quitten- und schwarzer Johannisbeersaft dazu. Da Tomaten besonders gut gediehen, ließ Friedrich Kempter durch die Gärtnerei große Anlagen von Tomaten pflanzen und Tomatenmark in Flaschen (Anm.: Winterbacher Ketchup?) abfüllen.“

Im Museum haben wir noch drei von der Apfelsaft-Produktion stammende Blech-Flaschenkästen, einer sogar mit Originalflaschen gefüllt. Auf den Kästen und teilweise auch auf den Flaschen ist „Schlossgut Engelberg“ eingeprägt bzw. ausgegossen. Mit den Druckstöcken wurde dankenswerter Weise noch ein Verschlusszapfen aus Porzellan übergeben, auf dem ebenfalls „Schlossgut Engelberg“ aufgedruckt ist. Die Flaschen im Museum haben zwar noch einen Klappverschluss, aber der Verschlusszapfen fehlt, so dass wir jetzt, wenn der Gummiring noch angebracht ist, eine komplette Flasche haben.

Im Jahr 1952 wurde die Apfelsaftproduktion auf dem Schlossgut Engelberg aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Jürgen Rieger