Die Krüger’sche Eisenbahn

Wenn wir die Krüger’sche Eisenbahn dieses Jahr wegen Corona nicht, wie ursprünglich vorgesehen, beim Weihnachtsmarkt laufen lassen können, so wollen wir doch darauf aufmerksam machen, dass es sie noch gibt.

Bei dieser, wohl einmaligen Modelleisenbahnanlage, handelt sich, wie viele schon wissen, um eine mit einfachsten Mitteln selbst gebaute Anlage. Im Wesentlichen dienten als Rohmaterial für die Wagen und Schienen ausgediente Konservendosen, Fahrradspeichen, Farbbandteile von Schreibmaschinen usw. Die Räder sind aus Blei und wurden aus geschmolzenen Adrema-Druckplatten gegossen. Lediglich Einzelteile der Lokomotive mit Tender sowie Trafos, Kabel und das Holz für die Schwellen der Schienen wurden zugekauft. Die Spurbreite beträgt 36 mm. Die Anlage umfasst sieben Lokomotiven, ca. 30 Wagen sowie insgesamt ca. 100 m Schienen-, Weichen- und Schrankenelemente und verschiedene Aufbauten. Es ist faszinierend, mit welch bescheidenen Mitteln und mit wie viel Geduld und Liebe zum Detail hier kleine technische Wunderwerke geschaffen wurden.

Erich Krüger, der diese Anlage zwischen 1945 und ca. 1990, sicher in tausenden von Arbeitsstunden gebaut hat, war ein Sohn des Künzelsauer Zigarren- und Schnupftabakfabrikanten Carl Krüger. Sein Vater starb bereits 1912 und da sein älterer Bruder im 1. Weltkrieg gefallen war, musste er den Beruf des Kaufmanns erlernen, um die Fabrik weiter führen zu können. Viel lieber wäre er Ingenieur geworden. Vielleicht hat er sich mit dem Bau dieser Eisenbahnanlage, die eine technisch-schöpferische Meisterleistung darstellt, einen Traum erfüllt. Die Winterbacher Heidrun Martens und Karl-Erik Krüger hatten dankenswerter Weise dieses Werk ihres Vaters dem Dorf- und Heimatmuseum für die Spielzeugsammlung überlassen.

Manfred Zabka hat unter Mithilfe seiner Frau Anneliese in rund 900 Arbeitsstunden den größten Teil der Anlage wieder in einen „befahrbaren“ Zustand gebracht und damit einen schlummernden Schatz wieder zum Leben erweckt. Im Jahr 2016 wurde die Anlage letztmals von ihm während des Weihnachtsmarktes in Betrieb genommen. Diese war, wie immer, ein großer Anziehungspunkt.

Nun hat Manfred Zabka altershalber diese Aufgabe abgegeben. Carsten Horn von unserem Museumsteam konnte mit Jürgen Hemmerich einen befreundeten Hobbyeisenbahner gewinnen, der die Anlage mit Hilfe von Carsten in den letzten Wochen probeweise wiederaufgebaut hat. Und es hat geklappt. Dafür danken wir den Beiden sehr herzlich. Jetzt warten wir nur noch auf die Gelegenheit, allen Winterbachern die Krüger’sche Eisenbahn wieder zeigen zu können. Vielleicht geht es ja nächstes Jahr. Helmut Nachtrieb