Die Anfänge der Winterbacher Wasserversorgung
Die Wasserversorgung bestand ursprünglich aus einzelnen Brunnen, wobei der Marktbrunnen die Hauptwasserabgabestelle für die Bevölkerung war. Die Quelle in der Rosshalde und der sogenannte Eichenwäldlesbrunnen, auch Kindlesbrunnen genannt, dienten als Speisung für den Marktbrunnen. Mittels einer Teuchelanlage (Anm.: Holzröhren) wurde das Wasser dem Marktbrunnen zugeleitet.
Laut einem Protokoll aus dem Jahr 1864 mussten beim Bahnbau die Teuchel umgelegt werden. Auch wurden beim Bau der Ortskanalisation in den Jahren 1958-60 noch alte Teuchel in der Brunnengasse und der Westergasse zu Tage gefördert.
Manche Bürger versorgten sich im vergangenen (Anm.: 19.) Jahrhundert mit Wasser aus einem eigenen Brunnen. So ist bekannt, dass in der Finkengasse ein solcher Brunnen vorhanden war.
Auch diente der Etscheder- oder Ätschederbrunnen, der dankenswerter Weise wieder hergerichtet wurde, für viele Bürger als Wasserversorgung. Das Gasthaus „König von Württemberg“ hatte eine Versorgungsleitung zu diesem Brunnen. Die Wasserentnahme war aber nur geduldet, weil der Brunnen auf Gemeindeeigentum zu Tage trat.
Etschederbrunnen / J.Rieger Weiherbrunnen / J. Rieger
Auch diente der Brunnen im Krankenasyl, (Anm.: der von der Weiherbrunnen-Quelle gespeist wurde), teilweise der umliegenden Bevölkerung zum Wasserbezug.
Die Bewohner des Unterdorfes bzw. des Kieses waren bezüglich der Wasserversorgung nicht so gut ausgestattet, sie stellten öfter den Antrag, im Unterdorf einen Brunnen zu bauen. Zu dieser Baumaßnahme kam es aber wohl nicht, weil sich der Gemeinderat Ende des letzten (Anm.: 19.) Jahrhunderts entschloss, eine Wasserleitung zu bauen. Der weitsichtige Beschluss wurde am 3.5.1899 vom Gemeinderat und Bürgerausschuss mit knapper Mehrheit angenommen. Der Gemeinderat stimmte mit 4:3 zu, der Bürgerausschuss lehnte mit 4:3 ab Auf klugen Vorschlag des Bürgermeisters wurde dann eine gemeinsame Abstimmung vorgenommen, die dann schließlich 8:7 für den Bau der Wasserleitung entschieden wurde. Mit dem Beschluss war eine Schuldenaufnahme von 40.000 Mark verbunden, was für die damaligen Verhältnisse eine große Belastung darstellte. Doch der Druck der Bevölkerung, der 108 Bürger, die eine bessere Wasserversorgung gefordert hatten, hatte zu diesem Entschluss der Gemeindekollegien beigetragen.
Bei diesem Text handelt es sich um einen Auszug aus dem Aufsatz „Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gemeinde Winterbach und ihrer Bürger im 19. Jahrhundert“ von Erich Hinderer, abgedruckt in Heft 24 der Reihe „An Rems und Murr“ aus dem Jahr 1985.
Jürgen Rieger