Holz vor dem Haus, oder vom Holzmachen, als es noch keine Zentralheizung gab

Leseholzschein aus dem Jahr 1939

Bis in die 1960er Jahre konnte sich der einfache Bürger keine Zentralheizung leisten. Er heizte in der Regel die Stube oder später das Wohnzimmer mit einem Einzelofen und die Küche mit einem Herd. Mit dem Küchenherd wurde auch gekocht und warmes Wasser für den täglichen Gebrauch bereitet. Öfen und Herd wurden mit Holz angefeuert und mehr oder weniger mit Steinkohle (Briketts, Eierkohlen) nachgelegt. Das Holz holte man sich im Wald, die Kohle wurde beim Kohlenhändler gekauft. Hier soll es darum gehen, wie man in Winterbach Feuerholz „gemacht“ hat.

Um Holz aus dem Wald zu bekommen, musste man in aller Regel (eigenen Wald hatte selten jemand) zum Förster gehen und sich ein Flächenlos zum selber aufarbeiten zuteilen lassen oder, wenn man es sich leisten konnte, aufbereitetes Meterholz (1 Raummeter/Ster) kaufen oder ersteigern. Dies waren 1 m lange Holzstücke, die meistens einmal aufgespalten waren.

Für kleinere Mengen und als Anfeuerholz konnte man im Wald unter engen Vorgaben kostenfrei Scheidholz (Leseholz) holen.
Das Flächenlos bestand aus Baumkronen und Ästen, die nach Abholzung des Stammholzes übrigblieb

 

Christian Nachtrieb vom Engelberg beim Holz sägen

 

 

Es wurde auseinandergesägt und in längeren astfreien Teilen mit dem Kuhfuhrwerk, durch den Fuhrmann oder später mit dem Traktor nach Hause befördert und dort aufgestapelt.

 

Dort hat man das Holz ursprünglich mit der Handsäge zu ca. 25 – 30 cm langen „Rugeln“ zusammengesägt und auf einen Haufen geworfen.

 

 

 

Holzsäger Bareiss, 1926

Holzsäger Kurt Wäcker, 194

Als dann die fahrbaren Holzsägen aufkamen, ließ man das Holz vom Holzsäger zuschneiden. Dieser kam mit einer fahrbaren Bandsäge auf den Hof gefahren. Die erste fahrbare Bandsäge soll bei der Firma Kaelble in Backnang im Jahr 1900 entwickelt worden sein. Die oben abgebildete Bandsäge wurde bei der Maschinenbaufabrik Rudolf Kölle in Esslingen gebaut. Zwei Räder dieser Säge befinden sich im Dorf- und Heimatmuseum. Die Bandsäge von Kurt Wäcker ist eine Eigenbaukonstruktionen. Später hatte er auch eine Säge mit einem Elektromotor sowie einen Traktor mit angebauter Säge. Der Nachfolger von Kurt Wäcker war Karl Uetz aus der neuen Gasse, der das Holz auch direkt im Wald gesägt hat.

 

 

Holzspalter am Fleckenbach im Oberdorf 1910

Nach dem Sägen wurden die Rugel oder aufgespaltenen Scheite vom Meterholz mit dem Beil, manchmal bei Rugeln mit Ästen auch mit der Axt, auf dem Spaltblock aufgespalten. Dünnere Äste bis ca. 5cm Stärke hat man direkt auf dem Hackklotz entsprechend abgehackt. Entsprechend verfuhr man mit dem Leseholz.

Die gespaltenen Stücke wurden dann an luftiger, aber möglichst trockener Stelle zum Trocknen und später, oft im Haus, zum Verbrennen aufgesetzt. Zum Anfeuern nahm man im Wald beim Losholz aufmachen auch Krähle aus Buchenreisig mit.

Diese hat man aber nach Aussage von Karl Bärlin zum Anzünden des häuslichen Herd- und Ofenfeuers genommen, während man für das Backhaus Obstbaumkrähle nahm.

 

 

 

Abspalten von dünneren Ästen

Vor dem Hirsch in Manolzweiler

 

Holztürmle vor der Rose

 

 

 

 

 

 

 


Die Fotos entstammen größtenteils der Sammlung von Paul Schnabel. Die Informationen über die Winterbacher Gegebenheiten erhielt ich von Karl Bärlin.

Auf den alten Fotos lässt es sich sehr gut erkennen, welche große Bedeutung ein Holzvorrat früher gehabt hat und dass man auch viel und schwer dafür arbeiten musste. Es war also fundamental wichtig, dass man Holz vor dem Haus hatte.

Jürgen Rieger