Der Kotflügel

Die Frage, warum der Kotflügel eigentlich Kotflügel heißt, beantwortet Ronja Walter von der Gesellschaft für Deutsche Sprache wie folgt:

Es ist zwar sprachwissenschaftlich nicht ganz nachzuvollziehen, wann diese Bezeichnung zuerst aufkam, aber sie ist auf jeden Fall älter, als die Autos selbst. Sie kommt nämlich aus einer Zeit, in der man sich noch mit Kutschen fortbewegt hat. Um die Insassen der Kutschen vor dem Schmutz auf der Straße zu schützen, was tatsächlich Fäkalien sein konnten oder auch ganz normaler Schmutz, wurden über den Rädern dann Schutzvorrichtungen angebracht. Die erinnern von der Form her an Flügel und deswegen spricht man von Kotflügeln.

In dem Zusammenhang ist Kot aber jetzt nicht nur als Fäkalie zu verstehen. Denn Kot ist auch als ursprüngliche Bedeutung aufgeweichte Erde oder Schmutz. Somit ist beim Auto das Schutzblech über dem Rad immer noch der Kotflügel, genauso wie es früher bei den Kutschen auch war.“

Unfallauto neben der Salier-Apotheke – Sammlung von Paul Schnabel

Auf dem folgenden Foto sieht man ein Auto mit an der Karosserie angebauten Kotflügeln über den Rädern vor der „Krone“ im Jahr 1930.

Fotoausschnitt, vor den Garagen der Krone – Sammlung von Paul Schnabel

Es ist schon interessant, dass mit dem Begriff Kotflügel ein Teil des Autos beschrieben wird, den heute, so möchte man sagen, jedes Kind kennt, der aber keine Ähnlichkeit mehr mit dem Teil hat, das ihm seinen Namen gab. Der Kotflügel ist heute als Radkasten in die Karosserie integriert und ist als eigenständiges Bauteil kaum mehr erkennbar. Jürgen Rieger