Das Goethe-Barometer und der Wetterfrosch

Das Goethe-Barometer und der Wetterfrosch

Da hängt im Haus „Liesel Uetz“, das als Werkstatt- und Lagergebäude für das Dorf- und Heimatmuseum genutzt wird, unscheinbar in einer Ecke im Flur ein besonders geformtes Glas, das etwa zur Hälfte mit rot gefärbtem Wasser gefüllt ist. Wir dachten, das ist halt ein Wetterglas und gingen unserer Wege.

Genaueres Hinsehen und Nachsehen ergaben: Es ist ein sogenanntes Goethe-Barometer.

 

 

Ein Goethe-Barometer ist die etwas abgewandelte Form eines Flüssigkeitsbarometers. Es handelt sich dabei um ein teilweise mit abgekochtem und gefärbtem Wasser gefülltes, bauchiges, dekoratives Glasgefäß, das am unteren Teil einen nach oben gestülpten offenen Schnabelhals hat, während der obere Teil des Hauptgefäßes gegenüber dem Luftdruck durch das Wasser abgeschlossen ist.

Die Funktion dieses Wetterglases ist seit Anfang des 17. Jahrhunderts bekannt: Bei Hochdruck (Schönes Wetter) senkt sich das Wasserniveau im Schnabelhals. Bei Tiefdruck (Schlechtes Wetter) hebt sich das Niveau. Bei sich näherndem Unwetter kann das Wasser so weit steigen, dass es aus dem Schnabel tropft.

Goethe besaß auch solch ein Barometer, er war jedoch nicht der Erfinder desselben.

Messungen des absoluten Luftdrucks sind mit dem Goethe-Barometer nicht möglich. Es können damit nur die Luftdruckänderungen angezeigt werden, die innerhalb einiger Tage auftreten.

 

 

 

Etwas anderes hat es mit dem Wetterfrosch auf sich: Der Mythos vom Wetterfrosch geht auf die Beobachtung zurück, dass der Laubfrosch bei sonnigem Wetter an bodennahen Pflanzen hochklettert, wobei ihm die spezielle Ausbildung seiner Zehen dienlich ist.

 

Dieses Verhalten ist damit zu erklären, dass bei warmem Wetter die Insekten, die ihm als Nahrung dienen, höher fliegen als bei kaltem Wetter. Aus diesem Verhalten heraus entstand die irrige Vorstellung, der Frosch könne das Wetter nicht nur anzeigen, sondern sogar vorhersagen. In früheren Zeiten sperrte man dazu einen Laubfrosch in ein Glas, in dem sich eine kleine Leiter befand. Stieg der Frosch die Leiter nach oben, bedeutete das demnach gutes Wetter, blieb er unten, war schlechtes Wetter anzunehmen. Diese „Wetterstation“ hat sich, ohne noch ernstgenommen zu werden, bis vor etwa 50 Jahren als ein ausgeprägtes Klischee erhalten.

Die Vorhersage des Wetters ist für die Menschen bis heute aus den verschiedensten Gründen sehr wichtig. Heutige Wettervorhersagen verwenden Daten über den aktuellen Zustand der Atmosphäre und kommen von einem Netz von Bodenmessstationen, welche Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit sowie Niederschlagsmengen messen. Zusätzlich werden auch Daten von Radiosonden, Wettersatelliten, Verkehrsflugzeugen und Wetterschiffen verwendet. Das Goethe-Barometer oder der Wetterfrosch kommen da nicht mehr vor.

Jürgen Rieger