Im Gedenken an Lore Röcker
Lore Röcker, bei denen, die sie nicht so gut kannten, Fräulein Röcker, war in Winterbach das, was man eine Respektsperson nennt. Sie war lange Jahre Vertreterin der Messnerin in der Michaelskirche und auch dem Dorf- und Heimatmuseum sehr zugewandt. Immer, wenn das Museum offen war und das war ja nur ein oder zweimal im Jahr, ist sie, solange es ihr gesundheitlich möglich war, zu einem Besuch gekommen. Und sie hat Helmut Nachtrieb sen. und auch mir oft mit ihrem großen „Wissen von früher“ geholfen. Als es im März 2001 in „Stall“ des Museums ein altes Winterbacher Essen, nämlich Brotsupp, Pfannebäuscht und Schnitz gab, war sie aktiv dabei und hat ein Gedicht vorgetragen.
Und auch die Erinnerung an die vielen, teils schlimmen Hochwässer war ihr, die von Kind an mit/in den vielen Hochwässern in der Bachstraße aufgewachsen ist und gelebt hat, immer wichtig. Im Jahr 2010, als wir mit einem lebendigen Museum die Türen öffneten, hat sie sich sogar überreden lassen, mitzumachen und zu stricken.
Solange sie es gesundheitlich konnte, hat uns Lore Röcker für den Kaffeenachmittag beim Brunnenfest immer mehrere Welschkornkuchen gebacken.
Das Rezept hat sie uns vor einigen Jahren aufgeschrieben.
Das in Sütterlinschrift aufgeschriebene Rezept übersetzen wir nachfolgend:
2 Tassen Maismehl
2 Tassen weißes Mehl
2 Tassen Zucker
2 Tassen Milch
2 Backpulver
2 Vanillezucker
3 Eier.
Alle trockenen Zutaten in der Schüssel mischen, mit der Milch verrühren, die Eigelb dazu geben und zuletzt den Eischnee unterziehen.
Auf Nachfrage hat sie dann noch erklärt, dass man darauf achten soll, dass Maismehl und nicht Maisgrieß genommen wird und 1 Tasse ¼ Liter entspricht. Die Menge ergäbe ein rundes Blech, Durchmesser 28 cm. Backen soll man den Kuchen im Gasherd auf Stufe 5 und dann zurückschalten und im Elektroherd bei 200 Grad und dann auf 180 bzw. 160 Grad zurückschalten.
Welsch war früher die Bezeichnung für eine romanische Herkunft, diente aber manchmal auch als Bezeichnung für etwas Fremdes. Der Mais, der aus Mexiko nach Europa kam und zunächst nur als Futterpflanze genutzt wurde, war also ein fremdes Korn und wurde vom romanischen (fremden) Frankreich her bei uns eingeführt. Erst in Notzeiten wurde er auch gemahlen und als Mehl verarbeitet. Und was wichtig war, Welschkorn wurde nicht mit Lebensmittelmarken bewirtschaftet. Insoweit ist unser Welschkornkuchen ein Kuchen aus einer Notzeit, nämlich aus der Kriegszeit. Heutzutage ist es kein Problem, Maismehl zu bekommen, denn die Liebhaber mexikanischer Küche machen sich ihre Tortillas oder Wraps und manches andere auch aus Maismehl.
Aber der Welschkornkuchen von Lore Röcker ist und bleibt ein originales Winterbacher Kuchenrezept und wird uns im Dorf- und Heimatmuseum immer an sie erinnern.
Heimatverein Winterbach